Kaiserschmarrndrama: Ein Provinzkrimi (German Edition) by Rita Falk

Kaiserschmarrndrama: Ein Provinzkrimi (German Edition) by Rita Falk

Autor:Rita Falk [Falk, Rita]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423433419
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft
veröffentlicht: 2018-02-08T23:00:00+00:00


Kapitel 14

Eine gute Stunde, nachdem die ersten Streifenwagen hier angedonnert sind, ist das Fahrzeug von der Frau Anzengruber bereits aufgefunden worden. Es ist ein weißer Fiat Spider, und er steht ordnungsmäßig abgestellt auf einem der drei Parkplätze, von denen aus man in den Niederkaltenkirchner Wald gelangt. Und ich befürchte mal, dass dies kein besonders gutes Vorzeichen ist. Während sich die Kollegen von der Hundestaffel schon auf die Suche gemacht haben, trifft wenig später auch die Hundertschaft aus München hier ein. Lauter blutjunge Burschen und Mädls, und man kriegt fast den Eindruck, dass die Pfadfinder heut ihren Betriebsausflug hätten. Doch ganz offensichtlich sind allesamt hochmotiviert, zumindest lauschen sie meinem Einsatzbefehl aufs Aufmerksamste. Und das, obwohl Sonntag ist. Kaum haben sich diese Küken dann auf den Weg gemacht, da rauscht der Herr Anzengruber persönlich hier an, obwohl ich ihm zuvor aufs Deutlichste mitgeteilt hab, dass er gefälligst bleiben soll, wo er grad ist. Nämlich zuhause. So geh ich ihm lieber gleich mal entgegen, immerhin hat auch er den Spider inzwischen entdeckt.

»Was ist los?«, will er prompt wissen, während er ganz hektisch um den Wagen rumläuft. »Das ist doch ihr Wagen. Das ist doch der Wagen von meiner Frau. Großer Gott! Haben Sie … haben Sie …?«

»Nein, Herr Anzengruber«, muss ich ihn gleich stoppen. »Wir haben noch gar nichts. Nur eben das Auto hier, und das muss im Grunde noch lang nichts heißen. Und jetzt beruhigen Sie sich erst mal und halten uns bitte nicht von der Arbeit ab. Außerdem hab ich Ihnen doch vorher schon gesagt, dass Sie daheim bleiben sollen. Allein schon für den Fall, dass Ihre Frau ja schließlich dort auftauchen könnte.«

»Ja, wo denken Sie denn hin? Ich kann doch nicht daheim auf dem Sofa rumhocken, wenn … ja, wenn meiner Frau möglicherweise was zugestoßen ist.«

»Wie haben Sie uns denn eigentlich gefunden?«, muss ich jetzt wissen.

»Das war ja nicht besonders schwer. Ich bin einfach den ganzen Polizeiautos hinterhergefahren. Aber jetzt, wo auch noch ihr Wagen hier steht, dann heißt das doch wohl automatisch, großer Gott …! Dass sie … dass sie auch hier gewesen sein muss, Herr Kommissar. Oder etwa nicht?«

»Mei, nicht zwingend, gell. Vielleicht hat sie das Auto ja auch nur verliehen. Oder verkauft, wer weiß. Oder es ist einfach gestohlen worden. Genau, was glauben Sie eigentlich, wie viele Autos jährlich hier in Deutschland gestohlen werden? Na, was schätzens, Herr Anzengruber?«, versuch ich noch ein bisschen Zweckoptimismus zu verbreiten.

»Vermisste aufgefunden. Exitus!«, tönt es nun plötzlich durch die Bäume hindurch.

Das ist jetzt aber blöd.

»Großer Gott!«, schreit der brandneue Witwer keinen Atemzug später, schlägt die Hände vors Gesicht und lässt sich auf die Knie fallen. Herrschaftszeiten, das auch noch!

»Herr Anzengruber«, sag ich und beug mich mal zu ihm runter. »Da, schauens her, da habens ein Tempo. Und jetzt schnaufens erst mal tief durch und beruhigen Sie sich doch bitte.«

Aber das hilft alles nix. Er weint und schreit und schlägt sogar um sich, und irgendwie hab ich den Eindruck, der will sich gar nicht beruhigen. So bleibt mir praktisch gar nichts anderes übrig, als den Sanka zu rufen.



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